GEGEN KAPITAL UND NATION

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Die Prostitution: Nichts als Arbeit

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Wer einzig die Leiblichkeit sein Eigen nennt, der muss diese auch auf Gedeih und Verderb zu Markte tragen. Der muss arbeiten gehen! Und weil der Arbeiter hierzulande eben arbeiten gehen muss, will er dies dann irgendwann auch. Irgendwann hat jeder, der in einem Arbeitstag angekommen ist, für sich beschlossen, diesen für besser zu halten als seine Alternative: die Arbeitslosigkeit. Ob nun die Näherin in Bangladesh, oder eine Bürokraft aus Dortmund – ihnen allen erscheint Arbeit, und sei sie noch so schlecht bezahlt, von ihren Bedingungen der Ableistung her betrachtet noch so unerträglich, als die bessere Wahl. Da steckt ein vernichtendes Urteil über die hiesige Wirtschaftsform drin: die Mühen und die Probleme, die so ein kapitalistischer Arbeitstag mit sich bringt – von chronischen Krankheiten über Eheprobleme bis hin zur grausamen Einsicht, dass das eigene Leben mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag so ziemlich aufgehört hat, weil jede Stunde des Tages, so sie nicht der Arbeit gilt, darauf verwandt werden muss, die im Prozess des Arbeitens zerstörte Lebenskraft wiederherzustellen – erscheinen demjenigen, der da die Arbeit leisten muss, als richtig und nötig. Denn das Essen muss auf den Tisch kommen, und das Dach über den Kopf; koste es, was es wolle.

Die Huren dieser und anderer Nationen teilen diesbezüglich kein anderes Schicksal, auch wenn vielfach das Gegenteil behauptet wird. Eine besondere Beachtung gebührt ihnen nicht. Wie sollte die schon praktisch aussehen? Nur weil Huren ihre Geschlechtsteile und Körperöffnungen gegen Geld feilbieten wollen, gibt’s vom Staat nichts extra. Prostitution ist eben nichts weiter als Lohnarbeit. Der Putzfrau, die sich den Rücken krumm macht, zahlt im Kapitalismus auch keiner die Lebensmittel oder die Miete. Der springt auch niemand bei, wenn die Heizkostenrechnung eingetrudelt ist, oder das Kind schon wieder neue Schuhe braucht. Warum auch? Geld hat man hierzulande gefälligst zu haben, und wer es bei so viel Freiheit und Gleichheit dann trotzdem nicht geschafft hat, ist selber schuld.

Um die Huren gekümmert wird sich natürlich trotzdem. Und wie! Der Staat hat die Prostitution in die Rechtssicherheit überführt – das Finanzamt freut’s – denn auch das gewerbsmäßige Herbeiführen von Samenergüssen ist steuerpflichtig, womit nur Moralisten ein Problem haben: Sexarbeit gehört in die Ehe, sagt die Kirche. Sexarbeit ist Ausbeutung von Frauen und gehört sich überhaupt nicht, sagen selbsternannte „Frauenschützer“. Das klingt nach harscher Kritik an den Verhältnissen, ist aber das Gegenteil. Staat, Kirche und „Frauenschützer“ haben es gemeinsam, dass sie an den Gründen aus denen heraus hierzulande ein Mensch in die Versuchung kommt, seinen Körper, und sei es die Geschlechtsorgane, für ein Entgelt zur Verfügung zu stellen, nichts schlimmes finden können. Wenn Olga aus Kiew bei ALDI hinter der Kasse schuftet, dann ist das in Ordnung. Wenn Olga aus Kiew unter windigen Versprechungen nach Deutschland gelotst wird, und dann, anstatt bei ALDI hinter der Kasse, gegen ihren Willen im Puff an der Bar landet, dann ist das für Moralisten ein Skandal, und für den Staat ein Grund zur Strafverfolgung. Warum sich Olga überhaupt erst damit einverstanden erklärt hat, nach Deutschland zu fahren, um bei ALDI hinter der Kasse schuften zu können, das interessiert weder Staat, noch Pfaffen, noch die „Frauenschützer“ einen Dreck. Arbeit, Armut und alles, was sonst noch so dran hängt, sind demnach völlig okay, solange das arbeitende Subjekt sein Einverständnis zur Arbeit gegeben hat, und die Form der Arbeit nicht gerade gegen die „guten Sitten“ verstößt. Welche Arbeiten genau unter diese „guten Sitten“ fallen sollen, und welche nicht, darüber streiten Bürger, wie gesehen, sehr gerne. Dabei erkennen sie überall Entartungen des Kapitalismus, kennen also Kinderarbeit, Profitgier und Mietwucher. Von einer Kritik an Arbeit, Profit oder Miete wollen sie hingegen nichts wissen.

Einer gesonderten Betreuung bedürfen sie trotzdem nicht, denn auch für sie gilt: Sie müssen hierzulande mit den diktierten Verhältnissen zurecht kommen, und deshalb wollen sie es auch.

Written by leftwingedbastard

26. Februar 2015 at 15:30